[CK]: Wie integrieren Sie bei HSBC Asset Management ESG Aspekte in Ihre Anlagestrategien der Emerging Markets Rentenmärkte?
[BC]: Das HSBC-EMD-Team verfolgt einen ESG-Ansatz, der auf vier Arten gelebt wird:
Zum einen setzen wir auf ein eigenes großes Analysten-Team, das vorausschauend das ESG-Engagement der Emittenten bewertet. Jeder unserer Analysten für Staats- und Unternehmensanleihen führt eine eigene Analyse der ESG-Qualität eines Landes oder Unternehmens durch, die nach vorne blickend, die Richtlinien des Emittenten und seine Bereitschaft zum Engagement und zur Verbesserung in den E-, S- oder G-Aspekten untersucht.
Darüber setzen wir bei HSBC Asset Management eigene hohe Standards für Anleihen, die entsprechend offiziell als nachhaltig gekennzeichnet sind, z.B. sogenannte Green Bonds oder Social Bonds. Wir bevorzugen diese Anlagen überall dort, wo sie verfügbar sind, vorausgesetzt, sie entsprechen unseren hohen Standards bei der Prüfung der Mittelverwendung, und der Impact-Analyse.
Über dies verwenden wir einen dynamischen Ansatz für Ausschlüsse in unseren Portfolien. Wir schließen Emittenten aus verschiedenen Gründen von Investments in unseren Portfolien aus. Im Gegensatz zu statischen Ausschlusslisten ist unser Ansatz für Ausschlüsse jedoch dynamisch. Durch die sehr intensive Analyse und laufende Kommunikation mit den Emittenten durch unsere Analysten sind wir in der Lage, frühzeitig zu erkennen, ob die ausgeschlossenen Emittenten die adressierten ESG-Probleme zügig angehen und lösen. So investieren wir bereits wieder in diese Emittenten, wenn offizielle ESG Daten der großen Agenturen, die typischerweise auf historischen Daten basieren, die Verbesserungen noch nicht anzeigen.
Zuletzt ist uns auch die Anwendung von offiziellen ESG-Benchmarks wichtig. Das Management von Portfolien anhand von ESG-Benchmarks ist die sinnvollste Methode, um die Mehrwert eines Asset Managers, über die definierten Ausschlusslisten hinaus, zu messen.
Wir glauben, dass kein anderer Manager von Emerging Market Bonds diese weitgehende Kombination verschiedener Bausteine im ESG Anlageprozess verwendet, was unseren Portfolien einen einzigartigen Charakter in Bezug auf nachhaltiges Investieren in den Emerging Markets verleiht.
[CK]: ESG-Daten sind für eine solide ESG-Analyse und damit für die Vermeidung von sogenanntem GreenWashing unerlässlich. Die Verfügbarkeit von ESG-Daten stellt jedoch eine große Herausforderung dar, insbesondere in den Schwellenländern. Wie geht man mit diesem Problem um?
[BC]: Das ist eigentlich eine ziemlich einfache Sache: wir setzen ausschließlich auf ESG-Datenanbieter, die über eine vollständige Abdeckung unseres Universums verfügen. Selbstverständlich verringert dies ggf. den potenziellen Input für unseren Prozess, aber wir sind der Überzeugung, dass der Vergleich von Ländern mit einem möglichst breiten Spektrum geografischer, historischer und wirtschaftlicher Dimensionen die einzige Möglichkeit darstellt, vernünftige ESG-Schlussfolgerungen zu ziehen.
[CK]: Offensichtlich schränken Ausschlüsse und die Ergebnisse der ESG Analyse das zur Verfügung stehende Anlageuniversum für den Assetmanager ein. Welche Auswirkung hat dies aus Ihrer Sicht auf die Performance?
[BC]: Einschränkungen akzeptieren wir, da wir glauben, dass unsere eigene ESG Analyse positive Auswirkungen auf die relative Performance hat, so dass der Ausschluss von sich verschlechternden ESG-Emittenten der relativen Performance nicht schadet (und diese sogar steigern kann). Darüber hinaus ist unsere Ausschlussliste dynamisch; wir vergessen unsere ausgeschlossenen Investments nicht, sondern evaluieren diese kontinuierlich für eine erneute Aufnahme. Sobald ein Emittent eine Veränderung der ESG-Problembereiche einleitet und unsere HSBC-Analysten konkrete Hinweise auf Verbesserungen sehen, können wir diesen Emittenten schnell wieder in unser Universum aufnehmen und für eine Anlage in Betracht ziehen. Was thematische Investitionen angeht, so kennzeichnet HSBC diese Produkte klar als solche, um die volle Transparenz unserer Ziele und messbaren Ergebnisse zu gewährleisten. Die Auflegung unseres Fonds REGIO (HSBC Real Economy Green Investment Opportunity Global Emerging Market ) im letzten Jahr in Partnerschaft mit der IFC ist ein gutes Beispiel dafür. Der Fonds ist aktuell weltweit der größte Emerging Markets Fonds mit dem Ziel, in grüne Unternehmensanleihen zu investieren.
[CK]: Frau Carlisle, die Gothaer Asset Management ist einer der Gründungspartner von REGIO. Können Sie uns bitte einige Hintergrundinformationen zur Entwicklung und Motivation des Produkts geben und welche Rolle spielt die IFC in diesem Zusammenhang?
[SC:] Der Fonds wurde entwickelt, um die Bedürfnisse von Investoren zu erfüllen, die finanzielle Aspekte mit starken ESG-Kriterien und messbaren und quantifizierbaren Impact-Kennzahlen in Einklang bringen wollen.
Die IFC ist weltweit die größte Entwicklungsbank zur Förderung des nicht-öffentlichen Sektors in den Emerging Markets und Teil der Weltbank-Gruppe. HSBC hat eine langjährige und enge Kundenbeziehung mit der IFC und es war für uns daher absolut naheliegend, sie mit an Bord zu holen, als wir anfingen, über die Auflegung eines Impact-Bond-Fonds für Schwellenländer nachzudenken. Die IFC ist seit mehr als 60 Jahren in den Schwellenländern tätig, und wir wussten, dass wir bei der Entwicklung des REGIO-Fonds von ihrem Wissen, ihren Fähigkeiten und ihrer Expertise profitieren würden. Die IFC spielt in dem Fonds eine Reihe wichtiger Rollen. Erstens ist sie ein Ankerinvestor neben HSBC und hat mit unseren institutionellen Investoren, einschließlich Gothaer Asset Management, gemeinsam investiert. Zweitens arbeitete sie mit uns zusammen, um die Impact Richtlinien für den REGIO-Fonds zu erstellen, die sogenannten Green Impact Investment Guidelines . Drittens ist die IFC unser Partner für die Impact-Berichterstattung und wird den Investoren einen jährlichen Impact-Bericht für den REGIO-Fonds zur Verfügung stellen.
[CK]: Es scheint so, dass Anleger durch eine Anlage in diesen Emerging Market Green Bonds-Fonds von HSBC AM einen wahren Impact erzielen können. Wie klassifiziert HSBC AM den Fonds nach der Offenlegungsverordnung und könnten Sie ein wenig auf die damit verbundenen Impact-Kennzahlen eingehen?"
[SC:] Ja, das ist richtig. Der Fonds hat sehr klare ESG- und Impact-Kennzahlen, die in den Richtlinien des Fonds festgelegt sind. Diese Richtlinien definieren Impact auf verschiedene Weise. Dann muss jedes Wertpapier ein definiertes Impact-Ziel haben, das quantifizierbar und berichtspflichtig ist, z.B. Wechsel zu grünerer Stromversorgung, Verbesserungen der Wassereffizienz usw. Der HSBC Real Economy Green Investment Opportunity Global Emerging Market Fund (REGIO) ist nach der Offenlegungsverordnung als Artikel 9 Fonds klassifiziert.
[CK]: Können Sie uns bitte einige Beispiele für eine typische Anlage für diesen Green Impact Fund nennen?
[SC:] Gerne, spannender ist es jedoch, sich Beispiele für Anleihen anzusehen, die wir für REGIO abgelehnt haben. Wir haben uns zum Beispiel ein chilenisches Versorgungsunternehmen angeschaut. Dieses Unternehmen emittierte eine grüne Anleihe, die so strukturiert war, dass die anfänglichen Erlöse zur bestehenden Refinanzierung verwendet werden sollten und zu einem späteren Zeitpunkt fungibel für grüne förderfähige Projekte eingesetzt werden sollten. Dies löste bei uns Alarm aus, da wir großen Wert auf Nachvollziehbarkeit legen. Bei näherer Betrachtung stellten wir fest, dass zumindest ein Teil der anfänglichen Emissionserlöse Schulden abdecken sollte, die ursprünglich zur Finanzierung von inzwischen stillgelegten Kohlekraftwerken aufgenommen worden waren. Infolgedessen wurde diese Anleihe nicht in das REGIO-Portfolio aufgenommen.
[CK]: Müssen Sie als Fondsmanager zwischen der Erreichung von ESG-Zielen und Renditezielen abwägen?
[BC]: Bei HSBC haben wir die gegensätzlichen Ziele von ESG-Qualität und Investment-Performance durch das innovative Konzept mit Blick auf ESG-Verbesserer berücksichtigt. Vor allem in Schwellenländern sind nicht die traditionell nach ESG-Kriterien führenden Emittenten für Investitionen am interessantesten, sondern diejenigen Emittenten, die einen positiven, schnellen und unverkennbaren ESG-Wandel vollziehen. Wir glauben, dass diese ESG-Verbesserer die höchsten Renditen erzielen werden, sowohl weil langfristig Nachhaltigkeit mit Erträgen einhergeht, aber auch, weil ESG-Richtlinien ein guter Indikator für langfristig verantwortungsvolles Management und Entscheidungsfindung in den Unternehmen sind.
Das vollständige Interview finden Sie hier:
19.05.2021
Teilnehmer des Interviews:
Christof Kessler
Vorstandssprecher und Leitung Front Office, Gothaer Asset Management
Bryan Carter
Head of Global Emerging Markets Debt Portfoliomanagement, HSBC Asset Management
Sandra Carlisle
Global ESG lead Institutional Business, HSBC Asset Management
[CK]: Herr Carter, wir haben festgestellt, dass Emerging Market Bonds im ESG Kontext eine der anspruchsvollsten Anlageklassen sind. Stimmen Sie dieser Ansicht zu?
[BC]: In der Tat ist dies ist eine gängige Wahrnehmung unter Martktteilnehmern. Von außen betrachtet, gibt es in den Schwellenländern eine Vielzahl von Herausforderungen im ESG Kontext. Bei HSBC Asset Management sind wir jedoch der gegenteiligen Ansicht: In den Emerging Markets gibt es eine sehr große Anzahl von Emittenten. Mehr als 80 Länder kommen für Investitionen infrage. Bei dieser Vielzahl können wir als Manager deutliche Unterschiede in der Qualität der Umwelt-, Sozial- und Governance Standards erkennen und unsere Investitionen zugunsten starker ESG-Emittenten und zu Lasten schwacher ESG-Emittenten ausrichten, während wir gleichzeitig ein diversifiziertes, renditestarkes und Alpha-orientiertes Portfolio konstruieren.
Ein weiteres mögliches Missverständnis, das in dieser Frage enthalten sein könnte, ist, dass Emittenten aus den Emerging Markets wenig Bewusstsein für ESG- oder Impact-Themen haben. Das stimmt aus unserer Sicht einfach nicht mehr: Viele Emerging Markets-Länder und Unternehmen haben die Industrieländer in Bezug auf ihren Fokus auf Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung, ihre ESG-Umstellung und ihre Ausrichtung auf einen sinnvollen Impact überholt.
[CK]: Danke für die Klarstellung. Was ist denn Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Implementierung von ESG-Aspekten in den Emerging Marktes?
[BC]: Eine strikte Umsetzung eines ESG-Ansatzes auf Grundlage von Ausschlüssen und Verbannung von Investments mit niedrigeren ESG-Bewertungen wird eine Reihe von Investitionen unmöglich machen. Dies hätte offensichtliche Auswirkungen auf die Performance, wenn es bedeutet, viele der renditestärksten und wirtschaftlich attraktivsten Investitionsmöglichkeiten zu vermeiden. Diese Betrachtung oder die Angst davor ist wahrscheinlich die größte Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Aspekten in EM.
Bei HSBC Asset Management glauben wir, dass ein derartiger strikter Ansatz des Ausschlusses ein Fehler wäre. Viele der größten Chancen für eine Verbesserung von ESG-Aspekten, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel und die Dekarbonisierung, finden sich in den Schwellenländern. Dieser Chancen ungenutzt zu lassen, würde bedeuten, nicht in positive Veränderungen zu investieren.
19.05.2021
Teilnehmer des Interviews:
Christof Kessler
Vorstandssprecher und Leitung Front Office, Gothaer Asset Management
Bryan Carter
Head of Global Emerging Markets Debt Portfoliomanagement, HSBC Asset Management
Sandra Carlisle
Global ESG lead Institutional Business, HSBC Asset Management
[CK]: Herr Carter, wir haben festgestellt, dass Emerging Market Bonds im ESG Kontext eine der anspruchsvollsten Anlageklassen sind. Stimmen Sie dieser Ansicht zu?
[BC]: In der Tat ist dies ist eine gängige Wahrnehmung unter Martktteilnehmern. Von außen betrachtet, gibt es in den Schwellenländern eine Vielzahl von Herausforderungen im ESG Kontext. Bei HSBC Asset Management sind wir jedoch der gegenteiligen Ansicht: In den Emerging Markets gibt es eine sehr große Anzahl von Emittenten. Mehr als 80 Länder kommen für Investitionen infrage. Bei dieser Vielzahl können wir als Manager deutliche Unterschiede in der Qualität der Umwelt-, Sozial- und Governance Standards erkennen und unsere Investitionen zugunsten starker ESG-Emittenten und zu Lasten schwacher ESG-Emittenten ausrichten, während wir gleichzeitig ein diversifiziertes, renditestarkes und Alpha-orientiertes Portfolio konstruieren.
Ein weiteres mögliches Missverständnis, das in dieser Frage enthalten sein könnte, ist, dass Emittenten aus den Emerging Markets wenig Bewusstsein für ESG- oder Impact-Themen haben. Das stimmt aus unserer Sicht einfach nicht mehr: Viele Emerging Markets-Länder und Unternehmen haben die Industrieländer in Bezug auf ihren Fokus auf Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung, ihre ESG-Umstellung und ihre Ausrichtung auf einen sinnvollen Impact überholt.
[CK]: Danke für die Klarstellung. Was ist denn Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Implementierung von ESG-Aspekten in den Emerging Marktes?
[BC]: Eine strikte Umsetzung eines ESG-Ansatzes auf Grundlage von Ausschlüssen und Verbannung von Investments mit niedrigeren ESG-Bewertungen wird eine Reihe von Investitionen unmöglich machen. Dies hätte offensichtliche Auswirkungen auf die Performance, wenn es bedeutet, viele der renditestärksten und wirtschaftlich attraktivsten Investitionsmöglichkeiten zu vermeiden. Diese Betrachtung oder die Angst davor ist wahrscheinlich die größte Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Aspekten in EM.
Bei HSBC Asset Management glauben wir, dass ein derartiger strikter Ansatz des Ausschlusses ein Fehler wäre. Viele der größten Chancen für eine Verbesserung von ESG-Aspekten, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel und die Dekarbonisierung, finden sich in den Schwellenländern. Dieser Chancen ungenutzt zu lassen, würde bedeuten, nicht in positive Veränderungen zu investieren.